Es begann vor vier Jahren mit einem – auf den ersten Blick – missglückten Wohnwagenkauf. Auf der Suche nach einem größeren klassischen Caravan mit Bad (darauf legte vor allem die Ehefrau wert) erstand der gelernte Schreiner Michael Maurer einen TABBERT Europa 660 aus dem Jahr 1975.
Mit dem Oldie zu Hause angekommen, musste er leider feststellen: Hier liegt einiges im Argen. Feuchtigkeit, marode Wände … eher ein Bastelprojekt als ein Wohnwagen, mit dem die Familie reisen kann. In detaillierter Kleinstarbeit hat Maurer den TABBERT nicht nur repariert, sondern komplett restauriert. Und das Unternehmen CaravanClassics daraus entwickelt.

Erstes Kennenlernen auf dem Caravan Salon Düsseldorf 2019. Michael Maurer (m.) trifft Rolf Schmidt (l.) und TABBERT Produktmanager Armin Mäder (r.).
Hallo Herr Maurer, erzählen Sie mal: Was machen Sie denn eigentlich genau?
Ich kümmere mich nun schon seit einigen Jahren um den Erhalt und die Pflege von historischen Campingfahrzeugen. Dabei haben wir uns bewusst TABBERT Wohnwagen als ausschließliche Restaurierungsobjekte herausgesucht. Die Caravans sind einfach sehr hochwertig und grundsolide gebaut und bieten für uns die beste Basis. Die Ersatzteillieferung ist ebenfalls gewährleistet. Beziehungsweise die Teile, die nicht mehr produziert werden, wie zum Beispiel Keder- oder Fensterdichtungen, stellen wir mittlerweile in Kooperation mit Produktionsfirmen selbst her.

Gut geschützt: In der Lagerhalle stehen die restaurierten TABBERTs und warten auf den nächsten Urlaub.
Wie kamen Sie dazu, alte TABBERT Wohnwagen zu restaurieren?
Nachdem ich damals den TABBERT Europa gekauft hatte und leider feststellen musste, dass mein Schätzchen im Prinzip einem Totalschaden glich, hatte ich zwei Möglichkeiten: fachgerecht zerlegen und entsorgen oder fachgerecht zerlegen und komplett reparieren. Ich hab mich dann für die zweite Variante entschieden. Auch weil ich durch meine intensive Recherche zu der Zeit herausgefunden hatte, dass es einer von nur noch zwei TABBERT Europa war, die noch auf den Straßen unterwegs sind. Das hat mich angestachelt. Es folgten wochenlange intensive Weiterbildung und Informationssammlungen und mindestens ebenso lange Reparaturarbeiten am Wohnwagen selbst. Als er dann fertig war, fragten mich die Leute tatsächlich, ob das nun ein Schaustück sein soll. Da musste ich jedes Mal sehr lachen, denn natürlich war klar: Wir wollten damit reisen! Auf unseren Touren und auch in den sozialen Netzwerken bekamen wir sehr schnell viel positives Feedback und Nachfragen von Leuten, die entweder etwas Ähnliches vorhatten oder aber mich damit betrauen wollten. Da wurde mir erst einmal bewusst, was ich da eigentlich gebaut hatte, und so entstand die Idee, dass die professionelle Restaurierung von TABBERT Caravans mehr sein könnte als nur eine Leidenschaft für mich.
Gehen Sie bei jedem Wohnwagen gleich vor, gibt es ein System oder ist jedes Modell individuell zu betrachten?
Es kommt sehr darauf an, aus welchem Baujahr der Wohnwagen ist. Bis hinein in die 80er-Jahre sind die Wohnwagen vom Aufbau her sehr ähnlich. Das größte Thema ist eigentlich immer, die Dichtigkeit wiederherzustellen. Es gibt einfach bestimmte neuralgische Punkte am Wohnwagen, wie zum Beispiel die Rangiergriffe oder die Kederleiste, wo nach 40 Jahren das Dichtmaterial porös wird. Die tauschen wir dann aus und rekonstruieren die Wände, an denen vielleicht schon ein Wasserschaden entstanden ist. Auch diese Wandelemente produzieren wir mittlerweile übrigens selbst, so wie TABBERT es damals zu Bauzeiten getan hat.
Wie läuft denn so ein Auftrag üblicherweise ab? Kommen die Kunden bereits mit konkreten Wünschen und Wohnwagen zu Ihnen oder kaufen Sie die Retro TABBERT Wohnwagen zuerst, restaurieren sie und bieten sie dann an?
Momentan ist es so, dass ich sogar konkret im Auftrag suche. Kunden kommen zu mir, wünschen sich ein spezielles Modell und dann fahre ich los, suche und restauriere. Vorher war es eher so, dass ich viel herumgefahren bin und interessante Wohnwagen aufgespürt habe. Der Verkauf kam dann im Nachgang. Insbesondere seit dem letzten Caravan Salon, auf dem ich ja auch zwei Ausstellungsstücke dabeihatte, hat sich das aber wirklich gewandelt.
Wer sind denn üblicherweise Ihre Kunden?
Grundsätzlich Leute, die nicht nach Schema F reisen möchten. Viele haben zum Beispiel Oldtimer und suchen etwas Passendes zum Dranhängen. Aber dann sind da auch viele Menschen, die einfach gerne ein Gesicht in der Masse hätten und keinen gewöhnlichen Wohnwagen.
Kommt es vor, dass Sie alte TABBERT richtig modern umbauen oder stellen Sie immer den Originalzustand her?
Bislang habe ich immer versucht, die Originalität zu wahren, was mir auch zu 90 Prozent immer gelingt. Aber gerade jetzt zu Homeoffice-Zeiten haben mich auch Anfragen von Leuten erreicht, die einen Wohnwagen gerne als autarkes Büro hätten. Da sind wir momentan in Gesprächen mit einem Unternehmen, um einen alten Wohnwagen komplett mit modernster Technik auszustatten, mit Wi-Fi, Spannungswandler, Solartechnik und allem Drum und Dran.
Hatten Sie schon einmal ein Projekt, von dem Sie dachten: Das schaffe ich nicht?
So einen habe ich tatsächlich gerade erst gekauft. Das war aber ein Muss, denn es ist der älteste mir bekannte TABBERT, den man überhaupt kaufen kann. 1959 hat TABBERT damit begonnen, Wohnwagen mit einem richtigen Aufbau zu produzieren. Und ich habe gerade einen TABBERT Kronprinz aus dem Jahre 1960 ergattert mit der Fahrgestellnummer 717, also einer der ersten 720 gebauten TABBERT in der Form. Das wird mein nächstes Herzens- und auch Langzeitprojekt.
Dieses Jahr waren Sie mit zwei Schaumodellen auf dem Caravan Salon Düsseldorf. Wie haben Sie die Messe erlebt?
Sehr positiv und spannend. Das Hygienekonzept hat aus meinen Augen wunderbar funktioniert und es war einfach eine tolle Bestätigung für meine Arbeit, dass sich so viele Leute für die Modelle interessiert haben. Noch dazu hatte ich die einmalige Chance, mich mit vielen, auch alteingesessenen, Händlern zu unterhalten und auszutauschen. Ich würde jederzeit wiederkommen und freue mich auf das, was vor mir liegt.
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